Tobis Brettspieltipps 2023: Diese 10 Empfehlungen solltet ihr auf den Tisch packen

Analoge Spiele sind nach wie vor Tobis große Leidenschaft. Hier stellt er 10 seiner Meinung nach besonders empfehlenswerte Exemplare vor.

Hier sind 10 Brettspiele, die mir in den vergangenen 12 Monaten besonders gut gefallen haben. Hier sind 10 Brettspiele, die mir in den vergangenen 12 Monaten besonders gut gefallen haben.

Ja, ist denn schon wieder Jahresende? Scheint so, denn sonst würde ich diesen Artikel nicht schreiben. Mittlerweile ist es ja schon eine echte – und liebgewonnene – Tradition geworden, dass ich euch an dieser Stelle einige Brett- und Kartenspiele vorstelle, die mir in den vergangenen 12 Monaten besonders positiv aufgefallen sind.

An meiner Begeisterung fürs analoge Spielen hat sich auch im Jahr 2023 nichts geändert. Ich liebe nach wie vor die haptische Komponente von Brettspielen, neue Mechaniken zu entdecken und natürlich die direkte Interaktion der Spielenden am Tisch. Ich hoffe deshalb, dass ich euch ein wenig mit dieser Begeisterung anstecken kann – denn die Brettspielwelt bietet viel mehr als lahme Klassiker wie Mensch ärgere dich nicht, Monopoly oder Risiko.

Für diesen Artikel habe ich mir wieder einige meiner Highlights des letzten Jahres herausgesucht. Dabei sind sowohl lockere Spiele für Einsteiger*innen, als auch Empfehlungen für alle, die schon tiefer im Brettspiel-Hobby stecken.

Wie immer gilt: Auf meiner Liste sind natürlich komplett persönliche Empfehlungen, es muss also nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Spiele auf dieser Liste euch und euren Mitspielenden genauso gut gefallen wie mir.

Falls ihr noch weitere Tipps haben möchtet, werft gerne einen Blick auf die Listen der letzten Jahre. Die Spiele darauf kann ich nämlich immer noch bedenkenkenlos empfehlen.

'ne Tüte Chips

Autoren: Mathieu Aubert, Theo Riviere
Verlag: Huch
Spielerzahl: 2-5
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 15 Minuten
Preis (ca.): 12 Euro
Website: 'ne Tüte Chips

'ne Tüte Chips ist mir anfangs vor allem wegen des Titels und natürlich auch der ungewöhnlichen Verpackung aufgefallen, die – naja – eben an eine Tüte Chips erinnert. Das Spielprinzip ist ziemlich simpel. Alle Spielenden bekommen Karten auf die Hand, die gewisse Chipverteilungen anzeigen (z.B. "Es gibt mehr rote als orangene Chips").

Dann werden die ersten bunten Chips aus dem Beutel gezogen, anschließend gilt es abzuschätzen, welche der eigenen Karten am Ende des Spiels erfüllt werden können und welche nicht – unwahrscheinlichere Ergebnisse bringen dabei deutlich mehr Punkte. Nach jeder der fünf Runden werden weitere Karten abgelegt und neue Chips gezogen, am Ende die Punkte ausgerechnet.

Auch wenn es hier um vergleichsweise seichte Wahrscheinlichkeits-Einschätzungen geht, war bei jeder meiner Runden mit 'ne Tüte Chips ein großes Hallo am Tisch – insbesondere, wenn mit den letzten gezogenen Chips noch Karten erfüllt werden konnten. Das trägt natürlich nicht über einen gesamten Spieleabend, ist aber ein prima Einstieg oder Absacker und dank des moderaten Preises auch ein hervorragendes Mitbringsel oder Geschenk.

Trio

Autor: Kaya Miyano
Verlag: Cocktail Games / Asmodee
Spielerzahl: 3-6
Altersempfehlung: Ab 7 Jahren
Spielzeit: ca. 15 Minuten
Preis (ca.): 13 Euro
Website: Trio

Der Name sagt hier eigentlich schon alles. In Trio ist das Ziel, insgesamt drei der namensgebenden Trios zu bilden bzw. zu finden. Dafür können wir entweder eine der verdeckten Karten auf dem Tisch umdrehen, eine unserer Handkarten spielen oder einen der Mitspielenden nach Karten fragen – allerdings nur nach der höchsten oder der niedrigsten.

Das macht man solange, bis wir entweder ein Trio aus drei gleichen Karten entdeckt haben oder die aufgedeckte Karte eine andere Zahl als die vorherige zeigt. In letztem Fall ist der nächste Spielende am Zug.

Trio ist eines dieser Spiele, die trotz weniger Regeln ein intensives und spaßiges Spielerlebnis liefern, bei dem ich nach Abschluss einer Partie stets direkt Lust auf die nächste habe. Das liegt vor allem an der interessanten Verzahnung von klassischen Memory- und Deduktionselementen, dank der in nahezu jeder Partie etwas Unvorhergesehenes oder Witziges passiert. Das funktioniert in allen Altersgruppen und ähnlich wie 'ne Tüte Chips eignet sich Trio perfekt als Einstieg oder Absacker eines Spieleabends.

Karak

Autoren: Roman Hladík und Petr Mikša
Verlag: Kosmos
Spielerzahl: 2-5
Altersempfehlung: Ab 7 Jahren
Spielzeit: ca. 45 Minuten
Preis (ca.): 30 Euro
Website: Karak

Trotz des etwas düster anmutenden Covers ist Karak meine diesjährige Kinderspielempfehlung. Mit meiner sechsjährigen Tochter habe ich in diesem Jahr kein Spiel häufiger auf den Tisch gebracht. Sie forderte zudem von sich aus regelmäßig Revanche-Partien, was die außergewöhnliche Qualität des Titels für mich noch einmal zusätzlich unterstreicht.

Karak ist ein sogenannter Dungeon-Crawler. Wir bewegen uns mit unseren Figuren durch ein nach und nach entstehendes Plättchen-Verlies, bekämpfen zufällig gezogene Monster per Würfelwurf und rüsten unsere Charaktere mit neuen Waffen oder Zaubersprüchen aus. Das Spiel endet, sobald der große Drache entdeckt und besiegt worden ist. Jeder der sechs Charaktere des Grundspiels hat zwei einzigartige Fähigkeiten, die allein schon für großen Wiederspielreiz sorgen.

In meinen Augen schafft Karak einen ziemlich schwierigen Spagat. Denn dank seiner simplen, aber eben nicht zu trivialen Mechaniken macht es sowohl Kindern als auch spielerfahrenen Erwachsenen großen Spaß. Wem das Prinzip gefällt, kann sich noch diverse Bonus-Charaktere und die größere "Regent"-Erweiterung zulegen – wir haben natürlich schon alles zum Thema Karak im Schrank.

Die wandelnden Türme

Autoren: Wolfgang Kramer, Michael Kießling
Verlag: Abacusspiele
Spielerzahl: 2-6
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis (ca.): 35 Euro
Website: Die wandelnden Türme

Als Zauberlehrlinge müssen wir in Die wandelnden Türme die geheimnisvolle Rabenburg erreichen. Dazu spielen wir Karten, die wahlweise unsere Figuren oder einen der insgesamt neun Papptürme auf dem runden Spielfeld vorwärts bewegen. Stehen einer oder mehrere unserer Magier auf einem Turm, bewegen sich diese natürlich mit, außerdem können sich die Turmelemente auch stapeln, was die Figuren verdecken kann. Mit Zaubersprüchen können besondere Aktionen ausgeführt werden. Gewonnen hat, wer sämtliche der eigenen Figürchen zuerst in der Rabenburg unterbringt.

Die wandelnden Türme hat mich in diesem Jahr mehr als jedes andere Spiel eines Besseren belehrt. Nach einem beiläufigen Blick aufs Cover hatte ich es nämlich zunächst als nettes Familienspiel abgetan, bei der ersten Partie erschloss sich mir dann aber direkt die ganze Faszination.

Denn dank der beiden unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten kommt es – insbesondere mit 5 oder 6 Spielenden – zu teils chaotischen Spielverläufen, bei denen der Memory-Anteil ("wo war nochmal meine Figur?") größer ist, als man denkt. Trotzdem ist hier auch ein bisschen Taktieren möglich, darüber hinaus hat der Titel auch eine tolle Tischpräsenz.

Kuhfstein

Autorin: Rita Modl
Verlag: Schmidt Spiele
Spielerzahl: 2-4
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 45 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Website: Kuhfstein

Als Fan von schlechten Wortspielen hatte Kuhfstein direkt einen Stein bei mir im Brett. Mit dem Ort hat das, was wir hier tun, allerdings weniger zu tun, sondern mehr mit den Tieren, die sich in den Titel geschummelt haben.

Ziel ist es nämlich, Landschaftsplättchen so geschickt aneinander zu puzzlen, dass damit möglichst viele Wertungskarten erfüllt werden können – allerdings geht das wiederum nur, wenn auf den Feldern eben jene Kühe stehen. Dafür hat man im eigenen Zug vier Aktionsmöglichkeiten, am Ende gewinnt die Person mit den meisten Punkten.

Ich bin ein großer Fan von Legenspielen und Kuhfstein bringt hier gleich mehrere schöne Ideen mit. Darunter etwa die "Kuh-Wertungsmechanik" oder auch die Tatsache, dass ich hier Landschaften nach bestimmten Vorgaben zusammenbaue, was jede Partie wieder aufs Neue herausfordernd macht. Für mich sticht Kuhfstein deswegen etwas aus dem Legespiel-Angebot des aktuellen Jahrgangs hervor und wird noch lange in meiner Sammlung bleiben.

Trekking: Reise durch die Zeit

Autor: Charlie Bink
Verlag: Game Factory
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spielzeit: ca. 45 Minuten
Preis (ca.): 35 Euro
Website: Trekking: Reise durch die Zeit

Trekking: Reise durch die Zeit besticht auf den ersten Blick vor allem mit seinem Material. Statt eines Spielbretts ist hier eine Neoprenmatte in der Verpackung, es gibt viele große Karten in toller Qualität und große Plastikuhren für die Anzeige der Zugfolge. Der Kern des Spiels ist auch hier vergleichsweise simpel. In unserer Auslage versuchen wir, möglichst viele Karten in chronologisch aufsteigender Reihenfolge anzuordnen.

Die Werte sind dabei Jahreszahlen und besondere Ereignisse darin, dank der aufgedruckten Erklärungstexte kann man hier tatsächlich sogar noch etwas lernen. Mit gesammelten Ressorcen (Erfahrungsplättchen) können wir zudem Zeitkristalle einsacken, die uns auf der Uhr langsamer voranschreiten lassen.

Der Titel aus dem Hause Game Factory ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern spielt sich auch wunderbar fluffig runter. Trotz der überschaubaren Mechanismen gibt es einige knifflige Entscheidungen und Abwägungen, die den Spielreiz von Trekking auch über viele Partien aufrecht halten.

Die Gilde der Fahrenden Händler

Autoren: Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert
Verlag: Skellig Games
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Spielzeit: ca. 45 Minuten
Preis (ca.): 45 Euro
Website: Die Gilde der Fahrenden Händler

In der Rolle der namensgebenden fahrenden Händlers erkunden wir in diesem Spiel unterschiedliche Landschaften des Königreichs Tigomé, entdecken Dörfer und legen Verbindungswege zwischen Städten an. Dazu werden in jedem Zug Erkundungskarten umgedreht, die vorgeben, auf welche Landschaftstypen wir unsere Kundschafter in Form von Holzklötzchen legen dürfen.

Auf diese Weise gilt es, punktebringende Orte zu erreichen und so nach und nach auch in die entlegendsten Gebiete vorzudringen. Nach jeder Runde werden die Kundschafter wieder abgeräumt und entdeckte Orte dienen als neue Ausgangspunkte.

Die Gilde der Fahrenden Händler drückt bei mir auf sehr angenehme Weise gleich mehrere Knöpfe. Ich mag das Erkundungselement des Spiels, den "Zwang", dass ich aus den Kartenvorgaben das Beste machen muss und vor allem auch den tollen Look des Spielsmaterials im Stile alter Landkarten. Kritikpunkte sind für mich lediglich das etwas frickelige Material und die Tatsache, dass sich Die Gilde der Fahrenden Händler ziemlich solitär spielt. Ansonsten für mich ein nahezu perfektes Spiel im unteren Kennerbereich.

Heat

Autoren: Asger Harding Granerud, Daniel Skjold Pedersen
Verlag: Days of Wonder
Spielerzahl: 1-6
Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spielzeit: ca. 60 Minuten
Preis (ca.): 55 Euro
Website: Heat

Auch im Brettspielbereich gibt es sie, die klassischen Rennspiele. Heat ist eines davon, denn das vordergründige Ziel ist es hier, mit dem eigenen Rennwagen möglichst weit vorne über die Ziellinie zu rauschen. Dafür wird aber nicht etwa öde gewürfelt, stattdessen steuern unsere Handkarten die Flitzer. Je nach aktuellem Gang des Fahrzeugs können wir eine oder mehrere Karten spielen, um uns dann im besten Falle hinter einen Gegner zu setzen oder direkt zu überholen.

Kleine Kniffe machen die Rennen besonders interessant. Denn Kurven lassen sich nicht in jedem Tempo befahren, es droht ein Ausritt ins Kiesbett, wenn wir zu schnell hineindonnern. Auch der Zustand des Motors – dargestellt durch die namensgebenden Heat-Karten – darf nicht außer Acht gelassen werden.

Das sorgt dann immer wieder für extrem spannende Rennverläufe, die Hitze und Dramatik eines Autorennens transportiert Heat meiner Meinung nach hervorragend. Ein wenig Spielerfahrung solltet ihr für den Titel im besten Falle mitbringen.

Marrakesh

Autor: Stefan Feld
Verlag: Queen Games
Spielerzahl: 2-4
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Spielzeit: ca. 60-90 Minuten
Preis (ca.): 70 Euro
Website: Marrakesh

"In Marrakesh gibt es einiges zu tun!" heißt es auf der Webseite des Verlages Queen Games. Und das ist nicht gelogen, denn in diesem Strategiespiel geht es darum, möglichst viele Siegpunkte zu scheffeln. Und das können wir auf etliche unterschiedliche Arten tun, indem wir verschiedenfarbige "Keshis" (Arbeiter) zum Beispiel auf Dattelfelder schicken, einen Fluss entlang fahren oder wertvolle Waren verkaufen lassen.

Dazu platzieren wir sie auf unserem großen Spielertableau. Der Clou: Am Anfang einer Runde wählen wir die gewünschten Keshis aus, wissen aber noch nicht, ob sie in dieser Runde tatsächlich auswählbar sind, weil sie erst durch einen Turm geworfen werden, in dem manche der kleinen Holzzylinder auch hängen bleiben können.

Stefan Feld gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren und mit Marrakesh ist ihm meiner Meinung nach ein weiterer großer Wurf gelungen. Durch die vielen unterschiedlichen Bereiche auf den Tableaus kann ich in jeder Partie eine andere Strategie spielen, die Verzahnung der einzelnen Mechanismen ist hervorragend.

Eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Meisterwerk gibt es von mir allerdings nur für diejenigen, die schon etwas Erfahrung mit Brettspielen haben – und die der vergleichsweise hohe Preis von Marrakesh nicht abschreckt.

Darwin's Journey

Autoren: Simone Luciani, Nestore Mangone
Verlag: Skellig Games
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Spielzeit: ca. 120 Minuten
Preis (ca.): 60 Euro
Website: Darwin's Journey

Als Charles Darwin im Jahr 1831 seine Forschungsreise zu den Galapagosinseln antrat, ging er noch davon aus, dass die Arten unveränderbar wären – und wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, dass knapp 200 Jahre später ein Brettspiel von seiner Reise erzählt.

Darwin's Journey bildet genau diese ab. Mit unseren einsetzbaren Arbeitern (Darwin's Journey ist ein sogenanntes "Worker-Placement"-Spiel) erkunden wir Inseln, entdecken neue Arten, schicken Korrespondenz in die Heimat und liefern Tiere an Museen aus.

Eine Besonderheit des Spiels ist, dass sich unsere Arbeiter fortbilden müssen, um bestimmte Aktionen auslösen zu können. Auf diese Weise gilt es dann, diverse Ziele zu erfüllen und – ihr ahnt es – am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben.

Darwin's Journey ist mein absoluter Favorit im Jahr 2023, wenn es um komplexere Spiele geht. Nicht nur ist die gesamte Gestaltung wunderschön, hier können auch viele unterschiedliche Strategien zum Erfolg führen; es gibt jede Menge zu entdecken.

Das hat jede meiner bisherigen Partien zu einem wahren Fest gemacht und wenn ich diese Zeilen schreibe, habe ich direkt wieder Lust auf die nächste Partie. Ihr könnt also hoffentlich nachvollziehen, wenn ich jetzt an dieser Stelle Schluss mache.

Und jetzt seid ihr dran: Spielt ihr Brettspiele? Und welche könnt ihr empfehlen?

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