Netflix will Sokka in der Avatar-Serie weniger sexistisch machen – und das könnte ein Fehler sein

Die Live-Action-Serie zu Avatar: Der Herr der Elemente will Sokkas Charakter etwas umschreiben. Das könnte aber nach hinten losgehen, wie Eleen fürchtet.

Sokka in der Netflix-Serie zu Avatar: The Last Airbender weniger sexistisch zu machen klingt erstmal nach einer guten Idee. Aber es nimmt ihm auch etwas Wichtiges weg. Sokka in der Netflix-Serie zu Avatar: The Last Airbender weniger sexistisch zu machen klingt erstmal nach einer guten Idee. Aber es nimmt ihm auch etwas Wichtiges weg.

Sokka wird in der Netflix-Serie zu Avatar: Der Herr der Elemente etwas anders, als wir ihn noch aus der Vorlage kennen. Spezifisch geht es darum, dass ihn die Serienmacher*innen weniger sexistisch machen wollen. Was erstmal nach einer positiven Änderung klingt, könnte dem Charakter aber auch ein wichtiges Element seiner Entwicklung nehmen und damit der Story schaden.

Sokkas größte Schwäche wird am Ende zu seiner größten Stärke

In einem Interview mit Entertainment Weekly haben die Schauspieler*innen Kiawentiio (Katara) und Ian Ousley (Sokka) auch über die Änderungen der Live-Action-Adaption gesprochen, die am 22. Februar auf Netflix erscheint. Das betrifft nicht nur die Story, sondern auch Charaktere wie Sokka, wie Kiawentiio erklärt:

“Ich habe das Gefühl, wir haben auch den Teil rausgenommen, wie sexistisch Sokka war. Ich habe das Gefühl, dass es eine Menge Szenen in der originalen Serie gab, die zweifelhaft waren.”

Zwar ist noch nicht ganz klar, inwieweit diese Eigenschaft von Sokka abgeschwächt oder gar komplett entfernt wurde, aber mit Blick auf die Vorlage macht mir das durchaus etwas Sorgen.

Zugegeben, es fühlt sich schon merkwürdig an zu argumentieren, dass ein Charakter sexistisch bleiben soll – besonders, wenn er in der ersten Folge der animierten Serie so selten dumme Kommentare wie: “Kaum hat man ein Mädchen dabei, schon geht alles schief.” von sich gibt. Aber im Falle von Sokka ist das eine wichtige Charakterschwäche, die zeigt, wie unreif der 15-Jährige zu Beginn der Serie noch ist.

Und eben diese Unreife wird ihm anfangs mehrfach (und oft verdient) zum Verhängnis. Die Serie stellt es nie so dar, als wäre Sokka mit seinem sexistischen Blick heimlich im Recht.

So auch in der vierten Folge des ersten Buches “Die Kriegerinnen von Kyoshi”: Sokka glaubt hier anfangs nicht, dass Mädchen auch Kämpferinnen sein können – zumindest, bis ihn die Kyoshi-Kriegerin Suki mühelos besiegt. Erst als Sokka sich seine Vorurteile eingesteht und Suki um Unterricht bittet, wächst er als Person.

Hier könnt ihr euch einige der wichtigsten Szenen der Folge nochmal anschauen:

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Das ist der Beginn einer Entwicklung, deren Ergebnis wir in Buch 3 zu sehen bekommen, als Sokka endlich seine Vorurteile hinter sich gelassen hat und so zu dem Strategen und Anführer wurde, der er jetzt ist. 

Fehlt Sokka aber dieses Potenzial für Wachstum nun, wird er schlimmstenfalls zu einem flachen Charakter, der kaum eine Entwicklung durchmacht. Ohnehin ist er in der ersten Staffel oftmals hauptsächlich Comic Relief und ich kann nur hoffen, dass er nicht darauf reduziert wird.

Sokka braucht eine neue Schwäche

Das soll dabei nicht heißen, dass ein nicht-sexistischer Sokka nicht dennoch funktionieren kann. Vielmehr geht es darum, ihm nicht die großartige Charakterentwicklung zu nehmen, die er in der Vorlage durchgemacht hat.

Theoretisch kann sich die Serie auch auf andere Schwächen von Sokka fokussieren und diese ausbauen – etwas seine fehlende Erfahrung, gekoppelt mit seinem Bedürfnis, sein Dorf zu beschützen und anzuführen. Vor allem die Geschichte mit den Kyoshi-Kriegerinnen müsste dann aber um einiges anders ablaufen, um noch zu Sokkas Entwicklung beizutragen.

Wie wir bereits wissen, wird die Live-Action-Serie sich ohnehin vom Original unterscheiden:

Ian Ousley selbst gibt im Interview zu bedenken, dass sich manche Elemente nicht eins zu eins in die Adaption übersetzen lassen, so auch beim Thema Sexismus:

“Es gibt Sachen, die wurden umgelenkt, einfach weil es sich [in Live Action] etwas anders abspielen würde.”

Der Satz macht zumindest Hoffnung, dass diese Charakterschwäche von Sokka nicht einfach ersatzlos gestrichen wurde. Die beiden Darsteller*innen deuten zudem an, dass die Serie stattdessen das Trauma um den Tod der Mutter der beiden und die Abwesenheit ihres Vaters in den Fokus rücken will:

“[Sokka] muss damit umgehen, was es bedeutet, seinen Vater nicht zu haben und zu versuchen zu führen, obwohl man noch nicht dazu fähig ist.”

Hier klingt es also eher danach, als würde sich die Serie auf Sokkas Unsicherheit und fehlende Kompetenz fokussieren. Ich würde mir aber auch seine anfängliche Arroganz und Überheblichkeit wünschen, aus der er dann lernen muss.

Eleen Reinke
Eleen Reinke

Dass ich mal etwas Positives zum Sexismus von Sokka zu sagen hätte, hätte ich auch nicht erwartet. Aber genau das ist irgendwie auch der Punkt, denn es ist eine seiner größten Charakterschwächen. Und eben über solche Schwächen hinauszuwachsen oder sich ihnen hinzugeben, ist das, was Charakterentwicklung ausmacht.

Im Falle von Sokka war es eine großartige Entwicklung, die ihn zu einem meiner liebsten Charaktere aller Zeiten macht. Und eine ähnlich gute Story wünsche ich mir für ihn auch in der Live Action-Serie.

Wichtig ist letztlich nur, dass Sokka Raum für Wachstum bekommt. Nicht umsonst ist Charakterentwicklung eine der großen Stärken der Originalserie: Sei es Zuko, der lernt seinen eigenen Weg zu gehen, Katara, die ihren Zorn über den Tod ihrer Mutter loslässt oder eben Sokka, der über seine Vorurteile hinauswächst.

Was haltet ihr von dieser Änderung in der Live-Action-Serie?

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